Holz ist im Innenraum das beherrschende Element des Einfamilienhauses in Linz-Marienberg.
Für die Fassade wurde mit dem Zackenprofil von Prefa bewusst ein anderes Baumaterial gewählt. Das Schokoladenbraun passt harmonisch in die Umgebung und zum Haus. „Die Bauherrn nennen sie Toblerone-Fassade – in Anlehnung an die Schweizer Schokolade“, erzählt der Architekt Reinhold Hammerer. Er bezeichnet nun nach seiner Fertigstellung das Haus als „eine klare Geschichte“. „Es empfängt einen richtig, es leitet einen, ist selbsterklärend.“ Das Dach des Linzer Refugiums wurde in P.10 Anthrazit mit Prefalz gestaltet. Bei der Wahl des Daches hat sich der Architekt für ein traditionelles Satteldach entschieden: „Das Satteldach ist nach wie vor eine zeitlose Dachform und für mich absolut en vogue.“
Hammerer entwickelt seine Projekte mit viel Bedacht. „Ich mache es mit jener Sorgfalt, wie wenn es mir gehörte.“ Bei seinen Objekten spielt die Persönlichkeit des Bauherrn immer eine große Rolle: „Wir sind ein bisschen Psychologen“, so Hammerer. Die erste Idee zum Projekt hat er oft bei seinem ersten Baustellenbesuch. Das war auch in Linz der Fall: „Die erste Idee war sofort da. An diese muss man sich konsequent halten.“ Im Prozess folgte danach die intensive Zusammenarbeit mit dem Bauherrn. „Es sind viele relevante Parameter: der Ort, die Menschen, die darin wohnen werden. Jedes Projekt ist wie ein gutes Filmdrehbuch, es muss spannend sein, eine Geschichte erzählen, in Erinnerung bleiben, und die Rollenverteilung muss passen“, erläutert Hammerer. In Linz erschuf er für seinen Kunden einen Rückzugsort für zwei Personen, mitten in der Natur, der die Natur berücksichtigt und in das Konzept miteinbezieht – einerseits mit offenen Räumen, die stets den Blick auf die alten Bäume erlauben, und andererseits mit dem Werkstoff Holz.
Auswirkungen auf die Sichtweise
Reinhold Hammerer, der sich schon als Kind für das Bauen begeisterte, besuchte zuerst die HTL für Tiefbau, bevor er an der Universität Innsbruck mit dem Architekturstudium startete. Neben seiner Ausbildung in Tirol war sein Auslandsjahr in Madrid für seine weitere Karriere prägend. „Spanien ist ein faszinierender Kulturkreis, eine andere Klimazone. Das hat auch Auswirkungen auf die Sichtweise. Zum Beispiel hat da die Nordseite eines Gebäudes eine ganz andere Bedeutung als bei uns“, erläutert der Vorarlberger Architekt, der 2015 im schweizerischen Aarau sein eigenes Büro eröffnet hat. In Spanien hat er gelernt, dass es beim Bauen nicht nur auf das Material ankommt, sondern ebenso „auf das, was dazwischen ist – das Licht und den Raum“, erzählt Hammerer. Ein wichtiges Schlüsselerlebnis in seiner Ausbildung war seine Diplomarbeit. Nach seinem ersten Entwurf gab ihm sein Professor seine Arbeit mit dem Kommentar zurück: „Weißt du, wie VW ein Auto entwickelt?“ Hammerer begann zu recherchieren, Informationen zu suchen und Motive zu hinterfragen – erst dann präsentierte er seinen neuen Entwurf. „Wenn ich alle Informationen zusammentrage, ergibt sich das Gebäude“, betont der Architekt. „Das Endergebnis, das Haus, ist ein Prozess.“
Das Praktische, das Wertige, das Schöne
Seine Heimat Vorarlberg ist für mutige und außergewöhnliche Architektur bekannt. Wie es dazu kam, dass gerade Vorarlberg eine so besondere Stellung in der österreichischen Architekturlandschaft innehat, erklärt Hammerer folgendermaßen: „Zum einen spielt das Handwerk in Vorarlberg eine besondere Rolle. Wir haben viele sehr gute Handwerker“, erzählt er und fügt hinzu: „Parallel dazu hat sich in den 1980er-Jahren eine Vorarlberger Bauschule entwickelt, die sich gegen Wien aufgebäumt hat.“ Hammerer unterstreicht, dass in Vorarlberg oftmals nicht das Design im Vordergrund stehe, sondern „das Praktische, das Wertige und das Schöne“. Dies mache den besonderen Reiz und den besonderen Stil aus.